Unsere digitale Variante der Ausstellung smac+ finden Sie unter www.chic-im-smac.de.
Die Corona-Maske zeigt es: Sich zu schmücken ist ein menschliches Grundbedürfnis. Bereits kurz nach Einführung der Maskenpflicht gibt es bunte, selbstgenähte Mund-Nase-Bedeckungen und teure Designerexemplare. Eine medizinische Notwendigkeit wird zum Schmuckaccessoire für alle.
Seit es Menschen gibt, schmücken sie ihre Körper. Diesem Phänomen näherte sich die Ausstellung »Chic! Schmuck. Macht. Leute.« in fünferlei Hinsicht: Körpermodifikationen, Herstellung & Material, Mode & Accessoires, Status & Bedeutung und mit einer glitzernden Schatzkammer.
Ausgangspunkt der Ausstellung sollte eigentlich ein ganz besonderer Fundkomplex der Archäologie sein: eine über 2300 Jahre alte Bestattung aus Sibirien. Aufgrund des Ukraine-Kriegs und der damit einhergehenden Sanktionen kann sie leider nicht im Original gezeigt werden. Stattdessen zeigen wir eine Projektion.
Unter einem Grabhügel erhielt sich im Permafrost der mumifizierte Körper eines jungen Mannes inklusive seiner Kleidung und dem prächtigen hölzernen Halsreif. Sein Körper wies eine große Tätowierung mit stilisierten Tieren auf. Status und kulturelle Zugehörigkeit sind an ihm und seinen Beigaben abzulesen. Vor allem aber zeigt die Mumie: Sich zu schmücken – in welcher Form auch immer – ist ein uraltes Grundbedürfnis des Menschen.
Wir bedauerten es sehr, dass der Mann aus dem Eis sich und seinen Schmuck nicht im Original zeigen konnte.
Tätowierungen sind die eine Art, am menschlichen Körper Veränderungen vorzunehmen. Brave, stylische oder ganz und gar abenteuerliche Frisuren und Bärte sind eine andere, dafür aber schmerzfreie Variante. Doch die Vergangenheit zeigt, dass der Mensch bereit ist, nahezu alle seine Körperteile umzuformen: Hierzu zählen abgefeilte Zähne, deformierte Schädel und Füße und nicht zuletzt die modernen Intim-Piercings. Entsprechend gehören Perücken, Schminkutensilien, Korsett und Busenformer ebenso zu den Exponaten wie eine vorgeschichtliche Tätowiernadel und ein Turmschädel.
Schönheitsideale und die dazugehörigen Accessoires sind bekanntlich nicht sehr beständig. Ein wilder Ritt durch die Geschichte des Schmucks von der Steinzeit bis in die Gegenwart macht deutlich, wie vergänglich Mode ist. Vergänglich im doppelten Sinne, denn was von urgeschichtlichem Zierrat übrig bleibt, lässt oft nur indirekt darauf schließen, wie es getragen wurde. Reliefs, Statuen und Büsten aus dem altorientalischen, ägyptischen und antiken Raum, später auch aus Mitteleuropa geben uns eine Vorstellung von Kleidung, Schmuck und Haartracht der Vergangenheit.
Schmuck kann Lebensstationen kennzeichnen oder auch Macht verdeutlichen. Wer vermögend ist, leistet sich besonders teuren Schmuck. Den wertvollsten, aber auch den weltweit ältesten zeigt die Schau in ihrer »Schatzkammer«.
»Chic! Schmuck. Macht. Leute.« reihte sich in eine Serie von spektakulären Sonderausstellungen ein, die Deutschlands jüngstes Archäologiemuseum seit 2014 präsentiert. Nach internationalen Archäologie-Ausstellungen zum Toten Meer und zu Vietnam sowie zu den Themen Geld, Stadt und Begräbnisritualen stellt sich das Sächsische Landesarchäologiemuseum auch mit dem Thema Schmuck breit auf. Wenn in Chemnitz das Jahr der Europäischen Kulturhauptstadt 2025 eröffnet wird, kann das SMAC bereits auf eine Serie kultureller Highlights zurückblicken.